Wie schon befürchtet war die letzte Nacht auf Grund des Schnarchkonzerts kaum erholsam. Vielleicht hätte ich mir an der Rezeption doch Oropax kaufen sollen. Es hilft aber alles nichts, wir müssen spätestens um 10 Uhr aus dem Zimmer raus, also begeben wir uns nach dem Anziehen in den Frühstücksraum. Bei dem großen Toaster stelle ich nach ein paar Versuchen fest, dass 3-Minuten-Toasts genau richtig sind.
Beim Treppe hoch und runter steigen stelle ich fest, dass meine Beine von gestern platt sind. Eigentlich wollten wir noch eine Route fahren, die wir auf einer Karte der Umgebung gefunden haben, aber ich kann Stefan überzeugen, dass er die Tour heute alleine bestreiten muss.
Zunächst jedoch geht es mit dem Auto um die Südseite des Loch Lomond und an der Westseite wieder Richtung Norden, so dass wir die ganzen Orte, die wir besucht haben und auch das Hostel, die Rowardennan Lodge, vom anderen Ufer aus sehen können. Nach einer etwa halbstündigen Fahrt gelangen wir nach Tarbet und halten uns zunächst Richtung Arrochar, wo sich die Route befindet, die Stefan heute fahren möchte. An einem See befindet sich ein kleiner Parkplatz, auf dem es zum Glück ein paar Bäume gibt, so dass wir im Schatten parken können. Da die Sonne erneut vom Himmel brennt und ich plane noch etwas im Auto zu schlafen, kommt mir das sehr gelegen.
Nachdem Stefan sich umgezogen und auf den Weg gemacht hat, versuche ich es mir so bequem wir möglich im Auto zu machen und schlafe ein wenig. Zwar werde ich ständig von Motorrädern, Bussen und LKW, die auf den Parkplatz fahren geweckt, trotzdem schaffe ich es aber ein wenig der Müdigkeit abzuschütteln. Frisch erholt formuliere ich den zweiten Tag unserer Reise komplett und dritten Tag halb aus, als ein glücklicher Stefan zum Auto zurück kehrt. Er erzählt mir, dass es eine schöne Tour war, aber auch ziemlich anstrengend und er nun auch ein wenig geschafft ist. Ich bin mir sicher, dass er das nur sagt, damit ich mich nicht so schlecht fühle. Wie auch immer, am gegenüber vom Parkplatz gelegenen Imbiss verspeisen wir jeweils einen Burger mit Pommes und Stefan geht anschließend duschen.
Etwas später brechen wir nach Fort William auf und genießen erneut ein fantastisches Panorama: Absolut beeindruckende Berge, endlose Landschaften mit kleinen Flüssen und das bei blauem Himmel - einfach klasse! Wir halten an einem kleinen Parkplatz an, der an einer Schlucht liegt auf deren anderer Seite ein ordentliches Massiv in den Himmel ragt. Hier und da stürzen sich Wasserfälle in die Tiefe. Eine phäneomenale Ansicht. Der Meinung sind offensichtlich auch noch jede Menge anderer Leute. Als schließlich drei Touristenbusse mit Asiaten anrollen ergreifen wir die Flucht.
Als wir schließlich durch Glen Coe fahren entdecken wir ein Schild, das den Weg nach Kinlochleven weist. Hatte die Dame aus dem Bistro von Kirroughtree uns das nicht empfohlen? Wir entscheiden uns spontan diese Richtung einzuschlagen. Etwas später bereuen wir diese Entscheidung, denn an der Straße werden gerade Arbeiten durchgeführt und es liegt jede Menge Splitt herum. Ein Steinchen verklemmt sich in der Bremse, so dass es furchtbar quietscht und wir schon Angst haben, dass wir eine Werkstatt aufsuchen müssen. Glücklicherweise verabschiedet sich der Stein und das Geräusch mit ihm. In Kinlochleven angekommen kaufen wir im Supermarkt zunächst etwas zu trinken und ein paar Kekse, setzen uns auf eine Parkbank und freuen uns über unsere Freiheit und diesen wunderschönen Ort gefunden zu haben. Es passt einfach alles.
100m weiter befindet sich ein Hostel, das wir aufsuchen. Allerdings sind alle Zimmer belegt und auch die kleinen Häuschen (Microlodges genannt) sind alle ausgebucht. Da wir ohnehin vorhatten wenigstens eine Nacht im Zelt zu verbringen entscheiden wir uns dazu das genau heute zu machen. Beim Aufbau des Zelts stellen wir fest, dass einige Deutsche um uns herum sind. Wir stellen fest, dass wir hier wieder genau am West Highland Way liegen. Das erklärt auch, warum hier so viel los ist. Mit unseren vereinten Skills schaffen wir es das Zelt schnell aufzustellen. Allerdings gibt es hier direkt am Fluss ziemlich viele Midges, so dass wir nochmal einkaufen gehen und auch Mückenspray einpacken. Da wir auch mal wieder was essen wollen kehren wir anschließend in einem gut besuchten Pub ein. Dank freiem Wifi finden wir die Route und den Blackwater Trail, den die Dame aus Kirroughtree uns genannt hatte.
Später im Zelt versuche ich den GPX-Track auf das Garmin zu kopieren. Das funktioniert zwar, allerdings erkennt dieses die Strecke nicht. Wie das richtig geht sollte ich wohl an einem anderen Tag heraus finden. Also schreibe ich bei den letzten paar Prozent vom Akku noch die Zusammenfassung des Tages. Es ist schon eine interessante Atmosphäre mit dem rauschenden Fluss und französisch sprechenden Mitcampern im Hintergrund. Stefan liest, ich folge seinem Beispiel und stelle fest, dass diese kleinen Mistviecher von Mücken es geschafft haben zu Massen ins Zelt zu strömen. Wahrscheinlich als ich zum Zähneputzen raus wollte und dabei fast das Zelt abgerissen habe… Also jagen wir noch so viele Mücken wie wir finden, allerdings tauchen immer wieder neue auf. Bleibt nur zu hoffen, dass das Spray funktioniert…