Glenlivet in den Cairngorms

Die Erfinder des Flows

Veröffentlicht am 18. Juni 2015

Auch diese Nacht schlafe ich ganz passabel. Trotzdem knacke ich wieder richtig weg nachdem Stefans Wecker geklingelt hat. Irgendwann weckt mich dann ein “Guten Morgen” vom Nachbarbett. Wie am Tag zuvor ziehen wir uns an und planen am Frühstückstisch unseren Tag. Am Vortag haben wir bereits darüber gesprochen, dass es sich nicht mehr lohnt weiter hoch in den Norden zu fahren, weshalb wir beschließen uns direkt nach Aviemore in den “Cairngorms National Park” zu begeben. Die Fahrt ist relativ ereignislos, wir tanken in Inverness und fahren weiter.

Als wir in Richtung Cairngorm fahren biegen wir zunächst in die Straße zu irgend einem Information Centers ein, in der Hoffnung dort schon Hinweise auf Bikeparks oder etwas in der Art zu finden. Dort stoßen wir aber auf einen großen Park für Kiddies zum Klettern und ein paar Informationen in Form von Flyern, die uns, wie ursprünglich geplant, den Weg nach Aviemore weisen. Also fahren wir zurück und in Aviemore angekommen steuern wir die Tourist Information an, finden ein paar Flyer zu Glenlivet im im Nordosten und Wolftrax im Westen von Aviemore. Wir beschließen also unser Quartier hier aufzuschlagen, heute noch Glenlivet mitzunehmen und morgen dann die Wolftrax in Angriff zu nehmen. Ein B&B zu finden gestaltet sich als recht einfach. Zwar riecht es im Flur etwas seltsam und die Hausherrin hat scheinbar zu viel vor dem Gesichtsbräuner gesessen, aber ansonsten ist alles sehr reinlich und vornehm und freies WLAN gibt es auch.

Wir machen uns auf den Weg nach Glenlivet, immerhin 44km entfernt und die Beschilderung führt uns über eine Schotterpiste schließlich zum Ziel. Wir essen in dem ansässigen Café schnell einen Burger, ziehen uns um und fahren los. Zunächst drehen wir eine Rund über den Pump-Track, bei dem ich es leider nicht schaffe eine Runde zu fahren ohne pedalieren zu müssen. Ich schiebe es einfach mal auf die Dämpfer. Wir fahren ein Stück hoch zum Eingang des Trails, wo die blaue und rote Linie noch zusammen liegen. Es beginnt direkt mit einer flowigen Abfahrt über jede Menge Wellen und leichten Kurven. Schon mal ein cooler Einstieg. Dann geht es in Serpentinen ein wenig den Berg hoch, bevor die flowige Abfahrt fortgesetzt wird. Ähnlich wie die vorherige geht es über viele Wellen weiter die allerdings etwas zu sanft zum springen sind. Das alles wird mit leichten Kurven dekoriert, die sich bis zu einer 180 Grad Anliegerkurve schlängeln. Schließlich gelangen wir an einen größeren Wirtschaftsweg, der uns ein Stück bergab bringt. Anschließend kommt der erste von zwei Anstiegen, der uns auf 550m Höhe bringt (von etwa 270 ausgehend). Wir kämpfen uns hoch und unser Schnitt von anfangs 19 km/h sinkt rapide. Oben an der Einfahrt zum Downhill angekommen pfeift der Wind recht ordentlich, aber wir geben nicht auf und gelangen an die Spitze. Viel sehen kann man leider wegen des immer noch schlechten Wetters nicht und durch den Wind ist es echt frisch, so dass wir den Weg nach unten beginnen. Inzwischen ist auch die Schottin, die kurz nach uns auf dem Parkplatz angekommen ist, an der Traileinfahrt angekommen und zieht sich eine Windjacke an. Wir grüßen und steigen in den Trail ein. Wie schon durch die Trails vorher bekannt geht es flowig los, Anlieger, Wellen mit kleineren, als schwarz markierte Sprüngen (die in den anderen Parks ganz bequem rot gewesen wären) und wieder viel Flow. Sehr viel Flow. Nein, noch mehr. Die Abfahrt will gar nicht mehr enden. Immer wieder ist sie geschmückt mit Sprüngen oder steileren Stellen, die die Bezeichnung schwarz nicht ganz verdienen, aber eine willkommene Abwechslung bieten. Die Abfahrt ist so lang, dass ich irgendwann nicht mehr auf meinen Pedalen stehen kann und mich ein wenig setzen muss. Stefan scheint damit keine großen Probleme zu haben und wartet am Fuße des Trails auf mich, der mit ein paar sehr schön angelegten Stufen endet. Er empfängt mich mit einem fetten Grinsen und den Worten “Haben die den Flow-Trail hier erfunden?”. Ich weiß es nicht, in jedem Fall haben sie ihn sehr gut adaptiert. Wir schieben eine Riegelpause ein, während der die junge Schottin auch schon den Trail hinunter kommt. Sie lächelt uns zu und macht ebenfalls eine kleine Pause und fährt vor uns wieder los. Wir sind jetzt wieder am Wirtschaftsweg, wo unser Anstieg begonnen hat. Dieses Mal müssen wir aber in die andere Richtung und die Beschilderung führt uns auf einen Singletrack, der sich nach oben schlängelt. Wirtschaftswege und Singletracks wechseln sich beim Anstieg ab und die rote und blaue Linie finden wieder zusammen. Schließlich sind wir wieder auf etwa 480Hm und der Singletrack nimmt langsam Formen einer Abfahrt an. Es folgen wieder die aus dem ersten Part bekannten Wellen und Kurven, sowie ein paar Anlieger und wir kommen unterhalb vom Pump-Track heraus.

Am Auto angekommen quatschen wir noch mit der Schottin, die ihr Bike auf den Pickup hebt. Sie hat das Glück aus der Region zu sein, genauer Aviemore, wo wir auch unsere Nacht verbringen werden. Sie empfiehlt uns noch die Wolftrax, die wir ohnehin für morgen eingeplant haben. Hätte ich etwas schneller geschaltet hätte ich sie noch fragen können, wo es hier weitere gute Trails gibt, aber Stefan hat schon Recht: Wir haben leider eh nicht mehr genug Zeit und man hätte das wahrscheinlich nur noch weiter bedauert. Trozdem, Stefan und ich sind glücklich, dass wir diesen Park noch mitgenommen haben und auf dem Rückweg stellen wir bei Betrachtung der Landschaft fest, dass man hier wahrscheinlich wirklich ohne Reue eine ganze Woche und noch mehr verbringen könnte. Der Cairngorms National Park ist nicht gerade klein und auch wenn wir nur den Randbereich gesehen haben, sehr schön.

In Aviemore angekommen duschen wir zunächst, bevor wir im “Papa Rock” einkehren, einem gemütlichen Restaurant, das auf Motorrad-Kneipe getrimmt ist. Wir haben Glück, dass wir noch etwas zu essen bekommen, da die Küche 5 Minuten nach unserer Ankunft schließen sollte. Stefan isst einen so scharfen Burger, dass er beim ersten Bissen Schluckauf bekommt und ich esse Nudeln in einer Gemüse-Käse-Sahne-Sauce. Ich muss gestehen, dass dies die besten Pasta waren, die ich seit sehr langer Zeit gegessen habe. Auch ein bisschen scharf, aber eher würzig und unverschämt lecker. Schließlich sind wir wieder im B&B und lassen den Abend mit Videos kopieren/bearbeiten (Stefan) und Bericht schreiben und Facebook (Roland) ausklingen.


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