Der Yeehaw-Park

Dicke Steine und müde Beine

Veröffentlicht am 9. Juni 2015

Und wieder klingelt um 07:45 Uhr der Wecker. Irgendwie habe ich nicht so gut geschlafen, Beine und Rücken tun doch schon etwas weh von den Strapazen der letzten zwei Tage. Aber egal, wir wollen nach Dalbeattie, zu dem wir das Yeehaw-Video auf YouTube gesehen haben. Also machen wir uns fertig, frühstücken in Ruhe und nachdem wir unseren Aufenthalt in New Abbey bezahlt und unseren Kram im Auto verstaut haben machen wir uns auf den Weg.

Zunächst steuern wir Dumfries an um eine britische SIM zu bekommen. Die Idee ist die Dual-SIM-Fähigkeiten des Fairphones zu nutzen, um etwas weniger auf die WLANs der Lokalitäten angewiesen zu sein. Wir wandern durch die Innenstadt und finden recht schnell einen Laden, der mehrere Provider vertreibt. Wir fragen den Angestellten welches Netz für Internet in Schottland das beste sei. Seine Antwort: EE. Er hat allerdings nur einen Kombi-Tarif da und rädt uns im Einkaufszentrum nachzufragen, da dort ein EE Shop ist. Klasse Service! In besagtem Laden hole ich schließlich für 15 Pfund eine 2GB Daten-Only-Prepaid-Karte. Klingt ok. Draußen auf dem Platz wird die SIM natürlich direkt ausprobiert, allerdings habe ich auch nach der Aktivierung kein Netz. Die Idee das Telefon neu zu starten führt dann aber zum Erfolg.

Auf dem Weg nach Dalbeattie stellen wir fest, dass der Untergrund scheinbar schon recht felsig sein muss, da immer wieder aus den Wiesen neben der Straße Felsen hervor ragen. Das bewahrheitet sich auch. Die rote Tour ist übersäht von dicken Steinen, technisch ziemlich anspruchsvollen Uphills und Downhill-Passagen. Am Anfang führen uns sehr lange Northshores durch den Wald. Stefans Aussage: “Das war die längste Northshore, die ich je gefahren bin.” muss er nach einer weiteren Northshore korrigieren: “Das vorhin war die zweitlängste, die längste kam gerade.” Wir merken, dass hier schon mehr los ist, als in den anderen Parks - vielleicht wegen der Nähe zum nächstgelegenen größeren Ort? Dalbeattie glänzt jedenfalls wieder mit sehr schönen Landschaften, ist aber nicht ganz so hoch und deshalb ganz anders als die bisherigen Parks. Schließlich kommen “The Qualifier” und “The Slab”, die wir schon auf YouTube gesehen haben, zwei schwarze Elemente, auf der ansonsten roten Tour. Ich erstarre vor Ehrfurcht und mir rutscht das Herz in die Hose - das ist mir zu krass. Stefan ist der Ansicht, dass wir doch unter anderem deswegen hierher gekommen sind und er spürt scheinbar eine Verpflichtung das Ding fahren zu müssen. The Slab sogar zweimal, so dass ich noch Fotos schießen kann. Ich fahre auf der roten Linie einen kleinen Bogen, so dass ich nach einem ebenfalls schönen und steinigem Trail am Fuße des Slabs ankomme. Hut ab an Dich, Stefan!

Nach weiteren steinigen Passagen folgen ein paar “Mini-Slabs”, die in ein paar kleinere Abfahrten eingebaut sind und die Passagen werden etwas flowiger. Ein Schild mit dem Warnhinweis “Descend” führt uns auf einen Single-Trail, der aber irgendwie weiter bergauf geht, so dass wir uns fragen, ob “Descend” einfach nur ein anderes Wort für Aufstieg ist… Oder gibt es zwei Arten von Aufstieg: Ascend und Descend?? Wir wissen es nicht. Wir kämpfen uns weiter den Berg hoch und genau zu dem Zeitpunkt, als wir die Beschilderung in Dalbeattie loben, verpassen wir prompt einen Trail - da zeigte der Pfeil in die falsche Richtung, was wir dank unserer Investition in die 7 Stanes-Karten bemerken. Also rollen wir ein Stück zurück, was sich als gute Idee herausstellt. Ein enger Trail mit einer schönen kleinen Steinbrücke erwartet uns. Wir machen dort ein paar Fotos und uns wieder auf den Weg, der mit der blauen und grünen Route zusammenläuft. Ich will gerade meckern, dass die Erschaffer dieses tollen Parks sich für die rote Runde am Ende noch etwas hätten einfallen lassen können, als wieder ein Trail abzweigt und uns zu einer weiteren schönen Abfahrt führt. Eine schwarze Alternativroute mit Totenkopf lockt Stefan an, während ich über den unteren roten Pfad fahre. Stefan versichert mir, dass der Totenkopf nicht gerechtfertigt war, ich verspüre aber trotzdem keine Lust noch einmal hochzuschieben und es selber auszuprobieren. Wir gelangen weiter zu einer Skill-Sektion mit sehr dünnen Northshores. Stefan fällt von der ersten runter, aber ihm passiert nichts. Ich lasse es direkt bleiben, aber auch Stefan hat scheinbar nach diesem Experiment erst einmal genug. Dennoch ist diese Skills-Section ziemlich einzigartig. Wo gibt es schon einen Wallride aus Fels? Leider streikt der Akku der GoPro mal wieder, so dass Stefan wieder tauschen muss. Auch danach gibt es noch einen riesigen Felsen, auf den ebenfalls ein paar schmale Northshores gezimmert wurden. An den anschließenden zwei Sprüngen legen wir noch eine Fotosession ein, bevor wir zum Parkplatz zurückrollen.

Wir ziehen uns noch einen Joghurt rein und füllen unsere Wasser-Reserven auf, bevor wir Richtung Newton Stewart aufbrechen. Kirroughtree, der vorerst letzte der 7 Stanes Parks, den wir ansteuern, liegt hier in der Nähe, auch wenn wir den Post-Code nicht im Navi finden. Auf dem Weg nach Newton Stewart diene ich als Ralley-Co-Pilot für die Überholmanöver, da Stefan auf der linken Seite im Auto bei Linksverkehr nicht so gut an den LKW vorbei schauen kann.

In Newton Stewart angekommen suchen wir nach dem Hostel, das dort sein soll. Wir finden es schließlich auch, aber es ist niemand da und es sieht auch so aus, als wäre da schon ziemlich lange niemand mehr gewesen. Anrufen funktioniert demnach nicht und Warten erscheint uns auch nicht so sinnvoll. Also fahren wir zurück zum Zentrum, da wir mittlerweile ordentlich Kohldampf haben. Da meine Blase drückt suche ich eine öffentliche Toilette auf. Stefan erfährt während dessen, dass das Hostel schon seit Jahren nicht mehr im Betrieb ist. So kehren wir erst einmal bei Galloway Arms ein, essen einen Burger und finden über Google Maps ein nahegelegenes B&B, an dem wir auch vorher schon vorbei gefahren sind. Wir klingeln und eine sehr freundliche, ältere Dame (Di) öffnet die Türe und heißt uns willkommen. Das Zimmer, das Haus, die Umgebung, alles erscheint wie aus dem Ei gepellt, so dass wir uns fast nicht trauen einzutreten, dreckig wie wir sind. Wir tun es trotzdem, duschen und setzen uns noch etwas an den Fluss in die Sonne. Stefan versucht dreimal ein Selfie von uns zu machen, aber ich fotobombe alle Versuche - ich bin einfach zu fertig.


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